Klimawandel

Wie sich das Klima auf die aktuelle Produktion auswirkt

Wir alle haben es gelesen: der Deutsche Wetterdienst teilte mit, dass es 2022 bisher so warm war, wie noch seit dem Beginn der Aufzeichnungen vor rund 140 Jahren. Uns wird dieser Sommer als einer der trockensten lange in Erinnerung bleiben. Doch welche Auswirkungen hat das Wetter auf die aktuellen Produktionen?

Spanische Obstproduzenten klagen teilweise über Verluste. Denn dabei handelt es sich um Kulturen, die im Freien stehen und der Sonne schutzlos ausgeliefert sind. Viele Orangen und Kakis wurden schon bei Entwicklungsbeginn so stark erhitzt, dass sie einfach vom Baum gefallen sind. Auch einigen Clementinen-Sorten fehlte es an Wasser. Allerdings sehen die Prognosen für die aktuell angebotenen "Clemenules" gut aus.

Für Avocados sagen einige Experten einen Produktionsrückgang von 30-40 % voraus. Bei Avocados handelt es sich um ein Produkt, das schwer anzubauen ist. Es gibt privilegierte Bereiche, in denen Avocados gedeihen, und andere, die Probleme verursachen können. Da es weniger Früchte an den Bäumen gibt, wird erwartet, dass es eine Fülle von großen Größen geben wird. Der größte Teil unserer Avocados kommt aus Campiña de Jerez in der spanischen Region Cadíz. Sie ist bekannt für ein gemäßigteres Klima und mehr Niederschlag.

Gemüseerzeuger aus Andalusien haben ein anderes Problem: das "Neu-Delhi-Virus", welches besonders Zuchini-Pflanzen befällt. Dieses Virus ist bereits seit 2013 in Almería bekannt, aufgrund des Klimawandels tritt es aber vermehrt und immer hartnäckiger auf. Wie bei den meisten Viren geschieht seine Verbreitung durch ein Trägerinsekt, die „Bemisia Tabaci“, auch „Weiße Baumwollfliege“ oder „Tabakmottenschildlaus“ genannt. Die Symptomatik des Virus besteht unter anderem aus einer mosaikartigen Gelbfärbung der Blätter und nach unten umgeklapptem Blattrand. Folglich ist das Wachstum beeinträchtigt, was zu einem geringeren Ertrag führt - die Frucht bekommt eine rauhe Oberfläche und Risse und ist somit für den Handel unbrauchbar.

Viele Gewächshauskulturen können zumindest teilweise durch zu starke Sonneneinstrahlung geschützt werden, indem die Dächer mit einer weißen Kalkfarbe besprüht werden. Sie hält die Temperaturen, zumindest etwas auf einem konstanten Niveau. Größte Aufgabe hier: die richtige Bewässerung. Schon lange sind sich die Erzeuger der Wasser-Problematik bewusst und bewässern sparsam und sehr bedacht. Jeder Tropfen Regen- und teilweise auch Kondenswasser wird gesammelt. Jedoch wird Wasser auch immer teurer und sinkende Grundwasserpegelstände zwingen die Behörden zum handeln. Zudem darf das Wasser auch nur noch begrenzt entnommen werden. Das und die Temperaturschwankungen bringen viele Planungen durcheinander. Folglich können Erträge sinken, Produkt-Preise steigen und es entstehen Überproduktionen oder Erntelöcher.

Natürlich hat es auch die Freiland-Produktion stark getroffen. BIO ORGANIC MAR MENOR hat ein komplettes Feld Chinakohl (Bild) verloren. Die Köpfe sind trocken, gelb und haben teilweise braune Brandflecken. Solche Kulturen sind kaum zu schützen vor den sengend-heißen Strahlen der Sonne. Auch die Broccoli-Pflanzen weisen teilweise gelbliche Blätter auf. So wie Familie Torrente geht es vielen in südlichen den Anbauländern - sie wissen nicht, was die Zukunft noch bringt.

Die französischen Erzeuger hatten mangels Wasser Anfangs besonders bei Produkten, die in der Erde wachsen, z. B. Rübchen und Rettiche, mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Hier hat sich jedoch einiges gebessert. Blumenkohl ist nicht so sehr betroffen, wie befürchtet, aber auch hier muss die Qualität im Auge behalten werden. Es werden etwas weniger Mengen prognostiziert als letztes Jahr, dennoch wird es genug geben. Hier mussten die Erzeuger wieder viele Köpfe früher ernten, die eigentlich erst für November vorgesehen waren.

Wiederum andere Sorgen plagen die Salat-Erzeuger: von Perpignan bis Nizza stehen sie einer Raupenplage gegenüber. Auch Spinat ist befallen. Die sogenannten "Erdraupen" sind unersättlich und fressen die Wurzeln ab. Leider sind sie sehr schwer zu bekämpfen. Einige Erzeuger mussten schon tunnelweise Pflanzen entsorgen. Auch sind viele Salatköpfe zu schnell gewachsen und sind daher zu leicht und zu empfindlich.

Außer Acht gelassen werden darf auch nicht, dass die Deutsche Saison teilweise immer länger andauert. Koriander und Petersilie zum Beispiel waren für eine Ernte ab Mitte Oktober vorgesehen. Vermutlich werden die provenzalischen Erzeuger erst ab Ende November damit beginnen können...

Das ist jetzt alles nur ein sehr kleiner Einblick in den herausfordernden Alltag unserer Partner, die allesamt Berührungspunkte zum Klimawandel haben, bzw. direkt mit ihm in Verbindung stehen. Und auch wenn wir alles in allem zuversichtlich in diese Saison und in die Zukunft blicken, stellt sich auch uns als Importeur die Frage, welchen Beitrag wir für die Umwelt und zukünftige Generationen leisten können und müssen.

Wir beschäftigen uns bereits intensiv mit dem Thema und sicherlich werdet ihr noch viel dazu von uns hören. Natürlich freuen wir uns auch über Ideen und Vorschläge Eurerseits.

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